 | In der ehemaligen DDR war Aufbau von Versehrtensportstrukturen sehr schwierig, was u.a. daran lag, dass es eine sehr restriktive Kriegsopferpolitik und keine entsprechenden Organisationen gab. Lediglich vereinzelt gab es Sportgruppen für Menschen mit Körper- oder Sehbehinderungen. Erst 1953 wurde innerhalb des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport die Sektion Versehrtensport mit eigenem Präsidium gebildet und war damit als Sportfachorganisation staatlich anerkannt.
Innerhalb der Sektion wurden die drei gleichberechtigten Fachsäulen gehörlos,
körperbehindert und blind gebildet. Nach der Gründung des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) im Jahr 1957 wurden die Sportsektionen dann nach und nach in Sportfachverbände umgewandelt. Demzufolge wurde 1959 der Deutsche Verband für Versehrtensport (DVfV) gegründet, der in den folgenden Jahren für den Sport von Menschen mit Behinderung zuständig war und dabei vor vielfältigen Herausforderungen stand. So waren auch immer wieder Sporttauglichkeitsuntersuchungen notwendig.
Der Sport eignet sich ideal für das gemeinsame Spiel von Behinderten und Nichtbehinderten. „Es dient aber vor allem Behinderten und Schwerstbehinderten zur Stärkung von Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl“… „Ziel ist, die Beweglichkeit zu verbessern beziehungsweise zu erhalten, Schmerzen zu lindern, an der Ausdauer zu feilen und die muskuläre Stabilisierung voranzubringen, besonders im Bauch- und Rückenbereich.“
Das wussten man in Kreischa schon 1967. Seitdem bot der neue, noch selbstständige Versehrtensportverein unter dem Namen „Wissenschaft Kreischa“ vor allem auch Kriegsversehrten die Chance, Sport zu treiben. Die Sportgruppe Kreischa war auch die erste Neugründung einer Sektion des Versehrtensports im Bezirk Dresden. 1969 fand das erste Sitzballturnier dort statt. Drei Jahre danach kam zudem eine Frauensportgruppe hinzu, die Gymnastik, Ballspiele und Schwimmen anbot.
Im noch jungen Herbst 1990, nur wenige Tage vor der deutschen Wiedervereinigung, gelang der größte Coup. Die Sitzball-Mannschaft von Wissenschaft Kreischa schaffte in Stendal die faustdicke Überraschung. Das Team gewann dort den letzten DDR-Meistertitel. Es feierte somit den größten Erfolg der Versehrtensportler in der Geschichte des kleinen Vereins, die sich vor 50 Jahren in Kreischa organisiert hatten.
Im Zuge der Wiedervereinigung wurden 1990 nach dem westlichen Vorbild auch Landesverbände gegründet und Gespräche zwischen dem DBS und dem DVfV geführt. Dabei wurde u.a. vereinbart, die fünf neuen Landesverbände in den DBS aufzunehmen. Weiterhin wurde beschlossen, den DVfV zum 21.12.1990 aufzulösen. |  |