Deutscher Kulturbund (DKB)



Deutscher Kulturbund

Der Kulturbund war eine kulturelle Massenorganisation in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Er wurde am 8. August 1945 als „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ von dem Schriftsteller Johannes R. Becher und anderen Intellektuellen mit Genehmigung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) gegründet.

Die Initiatoren, allen voran Becher, traten erstmals bei einer Kundgebung im Großen Sendesaal des Berliner Rundfunks am 4. Juli 1945 vor die Öffentlichkeit.
Das Interesse war groß: Etwa 1500 Teilnehmer nahmen daran teil. Die Initiatoren hielten Reden und schrieben dem Kulturbund die Funktion eines „geistigen und kulturellen Parlaments unseres Landes“ zu. Er solle als „nationale Einheitsfront der deutschen Geistesarbeiter“ für die „Vernichtung der Naziideologie auf allen Lebens- und Wissensgebieten“ und die „moralischen Gesundung“ des deutschen Volkes kämpfen. Zunächst war er eine interzonale, plurale und überparteiliche Sammlungsbewegung für intellektuell Interessierte aller Art auf der Basis von Antifaschismus und Humanismus und mit dem Ziel der „nationalen Wiedergeburt“ und der „Wiedergewinnung des Vertrauens und der Achtung der Welt“.

Ab 1949 wurden dem Kulturbund durch Verordnung der Deutschen Verwaltung für Volksbildung diverse kleinere kulturelle Vereine angeschlossen. Später diente der Kulturbund der SED zur Schaffung einer sozialistischen Kultur in der Gesellschaft. Parallel zum Aufbau von Regionalverbänden richtete das Präsidium des Kulturbunds „Kommissionen“ und „Arbeitsgemeinschaften“ für bestimmte Themenbereiche ein:

  • 1946 Kommission Erziehung
  • 1946 Kommission Musik
  • 1946 „Werkbund“ (für Architektur, Design und Kunsthandwerk)
  • 1947 Kommission Studenten (Daraus entstanden 1947/48 Hochschulgruppen)
  • 1947 Kommission Fotografie, Presse und Funk, Jugend
  • 1947 Kommission Erziehung, Film
  • 1947 Philosophische Gesellschaft
  • 1949 Kommission Philatelie
  • 1950 Kommission bildende Kunst

Auf allen Ebenen gab es Kader der SED, die Auswahl dieser Funktionäre bedurfte der Zustimmung der jeweiligen Parteigremien. Gemessen an anderen Massenorganisationen der DDR waren die Mitglieder des Kulturbundes verhältnismäßig schwach an die SED gebunden. Die Ämter im Kulturbund waren keine Karriere-, sondern „Abstellungs- und Versorgungsposten“. Die überwältigende Mehrheit der (1985 über 260.000) Mitglieder bestand aus Heimatfreunden und Sammlern, die im Kulturbund die einzige Möglichkeit sahen, sich überregional organisieren zu können.

1954 wurde die „Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse in Berlin auf Initiative des „Kulturbunds zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ gegründet und 1966 in „URANIA - Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse“ umbenannt. Auch der Kulturbund selbst durchlief Namensänderungen: Ab 1958 heißt er „Deutscher Kulturbund“, ab 1974 bis zur Wende und seiner Auflösung 1990 „Kulturbund der DDR“. Er gehörte zur Dachorganisation der Nationalen Front der DDR und war mit Abgeordneten in der Volkskammer vertreten. Der Kulturbund war Herausgeber der WochenzeitungSonntag“. Landesweit agierende Gruppen im Kulturbund waren

  • die Klubs der Intelligenz
  • die Pirckheimer-Gesellschaft (Bücher- und Grafiksammler mit der Zeitschrift Marginalien)
  • der Zentrale Arbeitskreis „Friedrich Schiller“ und
  • der „Philatelistenverband der DDR im Deutschen Kulturbund“.

Anfang der 1980er Jahre gingen aus verschiedenen „Zentralen Arbeitskreisen“ unter anderem

  • der Esperanto-Verband im Kulturbund der DDR
  • die Gesellschaft für Denkmalpflege
  • die Gesellschaft für Natur und Umwelt (einschließlich des Zentralen Fachausschusses für Touristik und Wandern)
  • die Gesellschaft für Heimatgeschichte und
  • die Gesellschaft für Fotografie hervor.

Eine weitere Interessengemeinschaft im Kulturbund war die Interessengemeinschaft für Denkmalpflege, Kultur und Geschichte der Hauptstadt Berlin, u.a. Herausgeber der Schriftenreihe „Miniaturen zur Geschichte, Kultur und Denkmalpflege Berlins