Büchergilde Gutenberg



Büchergilde Gutenberg

Die Büchergilde wurde am 29. August 1924 vom Bildungsverband der deutschen Buchdrucker auf Initiative seines Vorsitzenden Bruno Dreßler in Leipzig gegründet. In der Tradition der deutschen Arbeiterbewegung stehend, wollte sie ärmeren Leuten durch preiswerte Bücher den Zugang zu Bildung und Kultur ermöglichen. Als Kulturinstitution der Werktätigen nahm die Büchergilde sozial engagierte Texte moderner Autoren wie B. Traven, Oskar Maria Graf, Martin Andersen Nexö, Jack London und Mark Twain in das Programm auf.

Ein halbes Jahr nach ihrer Gründung zählte die Büchergilde etwa 5.000 Mitglieder. Bis 1931 entstanden in Deutschland 27 Geschäftsstellen nebst Filialen in Prag, Wien und Zürich. 1933 zählte die Büchergilde in Deutschland 85.000 Mitglieder. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Berliner Räume 1933 von der SA besetzt, die Anwesenden zum Hitlergruß genötigt. Die meisten Mitarbeiter wurden entlassen, der Gründer Bruno Dreßler wurde verhaftet, die Büchergilde gleichgeschaltet und im weiteren Verlauf der NS-Diktatur in die Deutsche Arbeitsfront eingegliedert.

Nach 1945 belebte der Sohn des Gründers, Helmut Dreßler, die Büchergilde in der Bundesrepublik wieder von neuem. Der gewerkschaftliche Bildungsverband existierte nicht mehr und schied somit als Träger aus. Deshalb trat Helmut Dreßler an die Gewerkschaftsbünde der drei westlichen Besatzungszonen heran, die sich spontan bereit fanden, die Büchergilde unter ihr Dach aufzunehmen. Am 12. März 1947 war es soweit. Nach ungezählten Behördengängen wurde die Büchergilde Gutenberg mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet

Die in Ruinen lebenden Deutschen würdigten das Wagnis, dem Buch seinen Platz im allgemeinen Wiederaufbau zu sichern, Literatur wieder verfüg- und bezahlbar zu machen. Immerhin eröffnete die Büchergilde ihren Mitgliedern die Möglichkeit, Werke von Nikolaj Gogol, Walter Kolbenhoff, Jack London, E.T.A. Hoffmann, Hans Ernst Gombrich, Karl Mannheim, Alfred Weber, Max Frisch, Thornton Wilder, Ernest Hemingway, Ignazio Silone, Erich Kästner, Thomas Mann oder Ricarda Huch zu günstigen Preisen zu beziehen. Sie bot wieder einen Zugang zu klassischen Stoffen, zu Autoren der Weltliteratur und zeitgenössischen Schriftstellern, der jahrelang verwehrt gewesen war.

Als „Akt der geistigen Notwehr in einer aus den Fugen geratenen Welt, ein Beitrag, dem Arbeiter seinen gleichberechtigten Platz im Staat zu sichern“, so stellte sich der Neuanfang im Verständnis der Dreßlers dar. Und der Erfolg gab ihnen recht. Innerhalb der ersten zwölf Monate wurden 36.000 Mitglieder aufgenommen. Viele von ihnen arbeiteten auch wieder als Vertrauensleute, so dass die Mitgliederzahl bis 1949 verdoppelt werden konnte, 1952 die 200.000er Grenze passierte und 1962 mit 300.000 Mitgliedern ihren Höchststand erreichte. Auch das Netz der Geschäftsstellen wurde von Jahr zu Jahr enger geknüpft. 1948 startete die Büchergilde mit acht Geschäftsstellen.